Neues Buch von Abt Johannes Eckert: Apostelgeschichte als Synode – ein Blick in die Zukunft der Kirche

Im Oktober soll es weitergehen mit dem päpstlichen Reformprojekt Weltsynode. Frauen und Männer aller Kontinente treffen sich wieder im Vatikan, um über die Zukunft der katholischen Kirche zu beraten. Der Wunsch nach Reformen ist vor allem in Deutschland groß, wo man sich zuvor auf den Synodalen Weg begeben hat. Doch Stoppschilder aus Rom sorgen immer wieder für Frustration.

Der Abt von Sankt Bonifaz-München und Kloster Andechs, Johannes Eckert, hat sich in seinem neuen, bei Herder erschienenen Buch „Grenzenlos frei“ die Apostelgeschichte vorgenommen. Darin findet er Parallelen zu heute, die Hoffnung machen und die es lohnt, zu bedenken.

Auf 224 Seiten geht der Benediktiner den Erzählungen, die Lukas aus den frühen christlichen Gemeinden liefert, auf den Grund. Die „Jesusbewegung“ ist dabei, sich auf den Weg zu machen. Doch wohin?

„Die Apostelgeschichte ist eine einzige Ermunterung zum Aufstehen. Aus allen Begrenzungen will sie zum Leben befreien“, notiert der Abt.

Im Miteinander entstehe Gemeinschaft derer, die an den Herrn glaubten. So verstanden sei die Apostelgeschichte eine einzige Synode; und wenn Franziskus die Synodalität für die Kirche der heutigen Zeit neu entdecke, schreibe er die Apostelgeschichte fort.

Eckert ist überzeugt, dass darin „Therapievorschläge des Heiligen Geistes für die Kirche“ stecken. Die Kraft des Geistes und des Wortes sollten nicht unterschätzt werden. Den Leser oder die Leserin erwarten 16 Kapitel, die alle den Titel „Ermutigung“ tragen. Auch das Schlusswort ist damit überschrieben. Dem Ordensmann gelingt eine lebendige Interpretation der Bibel, indem er manche Anekdote aus seinem Leben einfließen lässt.

Manche mögen die Ansichten des Abts schon mal für „daneben“ halten. Den einen ist er zu progressiv, wenn er für die Zulassung von Frauen fürs Priesteramt plädiert. Den anderen missfällt, wenn er in der barocken Andechser Wallfahrtskirche mit den alten Messgewändern zelebriert. Doch schon im frühen Christentum gab es verschiedene Auffassungen: „Dieser Respekt voreinander, der das Interesse aneinander und die Auseinandersetzung miteinander beinhaltet, gehört wesentlich zur Jesusbewegung dazu.“

Und wie steht’s um die Rolle der Frau in der Kirche? Bei einer Diskussion von Äbtissinnen und Äbten war der Satz „Frauen würden uns guttun!“ gefallen, erinnert sich Eckert. Ein älterer Kollege meinte, erst jetzt sei ihm bewusst geworden, wie sehr sich die Kirche in ihrer langen Geschichte an ihnen versündigt habe.

In der Apostelgeschichte ist von Lydia die Rede. Eine gottesfürchtige Person, die als taffe Geschäftsfrau ihren Lebensunterhalt verdient haben dürfte. Sie ließ sich taufen und lud daraufhin Paulus und seine Gefährten zu sich ein. Sie zögerten, doch couragiert tat Lydia kund: „Wenn ihr mich als Gläubige des Herrn anerkennt, so kommt in mein Haus und bleibt!“ Dies ereignete sich in Philippi, als das Christentum dabei war, zu expandieren.

An dieser Stelle begegneten sich Christen beiderlei Geschlechts auf Augenhöhe, schreibt der Abt. Es sei erfreulich, dass Frauen heute auf diözesaner und weltlicher Ebene zunehmend Leitungsverantwortung bekämen. Am Ende der Kette stünden aber immer Priester oder der Papst. Letzter hätte die Möglichkeit, auch Frauen den Kardinalspurpur zu verleihen. Kirchenrechtlich stünde dem nichts entgegen.

Eckert geht noch weiter, denn von Berufs wegen sei Lydia der Purpur vertraut gewesen und wahrscheinlich habe sie selbst kostbare Gewänder getragen. „Das könnten heutige Frauen auch, nicht nur als Mesnerinnen in der Sakristei, sondern bestimmt auch am Altar.“ Einer von vielen Gedanken, die sich lohnen, weitergedacht zu werden. Ein Blick hinaus aufs Meer könnte die Sinne weiten.

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