Polen im Wandel: Die „galoppierende Säkularisierung“ und die Rolle der katholischen Kirche

Wie sieht es heute mit der katholischen Strenge in Polen im Vergleich zu vor 20 Jahren aus? Dieser Frage ging ein Interview auf DOMRADIO.DE mit dem Theologen und Historiker Robert Żurek nach. Laut Żurek ist Polen heute bei weitem nicht mehr so streng katholisch wie früher. Es gibt eine deutlich sichtbare Säkularisierung, die an Wucht zugenommen hat. Dies zeigt sich unter anderem an der geringeren Teilnahme an Sonntagsgottesdiensten und an der rückläufigen Zahl von Priesteramtskandidaten.

Regionale Unterschiede in der Frömmigkeit sind ebenfalls zu erkennen, wobei die Anbindung an die Kirche im Osten traditionell größer ist als im Westen. Die Polnische Kirche hat trotzdem eine beachtliche Stärke, mit vielen Gemeinschaften, ehrenamtlichen Aktivitäten und karitativer Tätigkeit.

Die neue Mitte-links-Regierung in Polen unter Donald Tusk strebt eine striktere Trennung von Staat und Kirche an, was die Bischöfe gelassen aufnehmen. Allerdings gibt es Unstimmigkeiten hinsichtlich der Reduzierung des Religionsunterrichts. Die polnischen Bischöfe haben aufgrund von Fällen von sexualisierter Gewalt an Autorität verloren, was die Säkularisierung im Land beschleunigt.

Die polnischen Bischöfe beobachten mit Skepsis den Synodalen Weg in Deutschland und sehen eine zu weitgehende Anpassung an liberale Werte. Dies spiegelt sich auch in der Haltung der Bischöfe gegenüber der modernen Welt wider. Die anstehende Wahl des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz wird als wichtig für die Zukunft der Kirche angesehen.

Insgesamt zeigt sich, dass die polnische Kirche vor Herausforderungen steht, die eine klare und mutige Linie erfordern. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Kirchenleitung in Polen in den kommenden Jahren positionieren wird, um mit den gesellschaftlichen Veränderungen Schritt zu halten.

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