Kardinal Marc Ouellet verurteilt: Aufmerksamkeit in Frankreich und darüber hinaus
Die Verurteilung des ehemaligen Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, durch ein Zivilgericht im bretonischen Lorient sorgt derzeit für Aufsehen, nicht nur in Frankreich, sondern auch international. Der einst mächtige Kurienkardinal wurde in erster Instanz dazu verurteilt, Schadensersatz in sechsstelliger Höhe an eine ehemalige Ordensfrau zu zahlen. Der Grund für die Klage: Die ehemalige Ordensfrau Sabine Baudin de la Valette (auch bekannt als Mutter Marie Ferreol) fühlt sich durch die Entscheidungen des Kardinals grundlegend verleumdet und geschädigt.
Im Hintergrund dieses Falls scheint ein langanhaltender Konflikt innerhalb der Ordensgemeinschaft der „Dominikanerinnen vom Heiligen Geist“ zu liegen. Dieser Konflikt bezieht sich auf die theologische Ausrichtung und religiöse Praxis der Schwestern. Es gab bereits drei Visitationen, wobei die ersten beiden sich mit internen Konflikten befassten und die dritte auf persönlichen und theologischen Differenzen zwischen Mutter Marie Ferreol und einer jüngeren Ordensschwester basierte.
Das Gericht in Lorient hat die Visitatoren kritisiert, weil sie die Schwester ohne triftigen Grund aus der Gemeinschaft entlassen haben, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, sich zu verteidigen oder Gründe zu nennen. Der kanonistische Rechtsbeistand der ausgeschlossenen Schwester kritisiert die Kirche dafür, dass sie die wesentlichen Prinzipien des Rechts nicht einhält, die sie selbst festgelegt hat, wie die Unschuldsvermutung und die Achtung der Verteidigungsrechte.
Die Angelegenheit wirft auch ein Licht auf die Rolle des Vatikans in diesem Fall. Die Vorsitzende des Zivilgerichts monierte, dass der Vatikan nie Zugang zu den Akten gewährt hat. In einem Brief an die Ordensfrauen bestätigte Papst Franziskus indirekt die Schritte gegen Mutter Marie Ferreol, was weitere Irritationen hervorrief.
Insgesamt zeigt dieser Fall, wie interne Konflikte innerhalb der Kirche zu juristischen Auseinandersetzungen führen können und wie die Einhaltung rechtlicher Prinzipien auch innerhalb der Kirche von großer Bedeutung ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird und welche Konsequenzen sie für die beteiligten Parteien haben wird.