Demokratische Defizite in der katholischen Kirche: Ein Gastkommentar von Thomas Schüller
Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland hat sich das Motto „Mehr Demokratie wagen“ auf die Fahnen geschrieben. Doch wie Kirchenrechtler Thomas Schüller in seinem Gastkommentar betont, ist die Realität noch weit von demokratischen Prinzipien entfernt.
In der langen Geschichte der katholischen Kirche hat diese sich nie wirklich positiv zur Demokratie verhalten. Ein politisches System, in dem die Staatsgewalt vom Volk ausgeht und jedem Mitglied der Gesellschaft unveräußerliche Rechte zukommen, scheint einer monarchisch verfassten Männerkirche fremd zu sein.
Die jüngste Erklärung der deutschen Bischöfe, in der sie völkischen Nationalismus verurteilen, wird zwar begrüßt, aber es bedarf auch rechtlicher Taten, um diesen Worten Taten folgen zu lassen. Ein aktueller Fall aus dem Bistum Trier, in dem einem AfD-Landtagsabgeordneten das Mandat in einer Kirchengemeinde entzogen wurde, zeigt die Dringlichkeit von klaren rechtlichen Regelungen.
Die katholische Kirche steht in der Spannung zwischen dem Einsatz für Demokratie einerseits und dem Fehlen demokratischer Entscheidungsstrukturen und gleicher Rechte für alle andererseits. Die Ausschlüsse von Frauen aus entscheidenden Ämtern sowie die Behandlung von Kritikern wie der Theologin Viola Kohlberger zeigen die Diskrepanz zwischen demokratischen Prinzipien und dem autoritären Verhalten vieler kirchlicher Hierarchen.
Es ist wichtig, dass die katholische Kirche sich ihrer eigenen Glaubwürdigkeit bewusst wird und Schritte unternimmt, um demokratischere Strukturen zu schaffen. Gastkommentare wie der von Thomas Schüller tragen dazu bei, die Diskussion über die Zukunft der Kirche in einer demokratischen Gesellschaft voranzutreiben.