Studie zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Erzbistum Bamberg gestartet
Im Erzbistum Bamberg wurde eine wissenschaftliche Studie zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch gestartet. Dieses wichtige Projekt wird von einem Team unter der Leitung von Stefan Harrendorf, einem Strafrechtler und Kriminologen aus Greifswald, sowie der Rechtspsychologin Renate Volbert aus Berlin und der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Bamberg durchgeführt.
Die Studie erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren bis Ende 2026 und zielt darauf ab, das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker an Kindern, Jugendlichen und Schutzbedürftigen von 1946 bis 2022 zu untersuchen. Ebenso werden die Folgen des Missbrauchs für die Betroffenen in den Fokus genommen. Besonders wichtig ist dabei die Befragung von Betroffenen, da systematische Untersuchungen zu ihren Erfahrungen bisher noch recht spärlich sind.
Betroffene von Missbrauch im Erzbistum Bamberg werden dazu aufgerufen, sich an der Studie zu beteiligen. Neben der Untersuchung des Verhaltens von Beschuldigten und Betroffenen werden auch Einzelfälle analysiert, Verantwortlichkeiten festgestellt und mögliche strukturelle Faktoren, die sexuellen Missbrauch begünstigen, identifiziert. Zudem wird die Prävention und Intervention im Erzbistum Bamberg bewertet.
Die Ankündigung dieser Studie erfolgte kurz nach der Ernennung von Bambergs Erzbischof Herwig Gössl Ende des Vorjahres. In den letzten Jahren haben ähnliche Studien bereits für Aufsehen gesorgt, wie zum Beispiel die MHG-Studie aus dem Jahr 2018, die den sexuellen Missbrauch im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz untersuchte. Auch das Erzbistum München-Freising veröffentlichte Anfang 2022 eine entsprechende Studie. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) stellte vor kurzem eine Untersuchung zum Missbrauch in ihren Landeskirchen und in der Diakonie vor.
Es ist zu hoffen, dass die Ergebnisse dieser Studie dazu beitragen, Missbrauchsfälle aufzudecken, die Betroffenen zu unterstützen und die Präventionsmaßnahmen im Erzbistum Bamberg zu stärken. Sexueller Missbrauch darf nicht toleriert werden und es ist wichtig, dass solche Untersuchungen dazu beitragen, dass Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden und das Risiko für zukünftige Missbrauchsfälle minimiert wird.