Die Bibel als Migrations-Matrix: Eine neue Perspektive auf Flucht und Vertreibung
Die Wiener Theologin Regina Polak betont in ihren Aussagen die Bedeutung von Flucht und Vertreibung in der Bibel. Sie erklärt, dass viele Geschichten, Gebete und Rechtstexte im Alten und Neuen Testament von Menschen handeln, die gezwungen sind zu fliehen, verfolgt zu werden oder Opfer zu sein. Doch durch Gottes Zusagen erhalten sie ihre Handlungsfähigkeit zurück und können ihr Leben in die Hand nehmen.
Polak weist darauf hin, dass der christliche Glaube eine Migrations-Matrix hat und dass das Aufbrechen und Unterwegssein zum Glauben dazu gehören. Selbst die Schöpfungsgeschichte berichtet von der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies und dem Gefühl des Fremdseins auf der Erde. Dabei geht es den biblischen Autoren laut Polak nicht darum, Migration und Vertreibung zu idealisieren oder zu verniedlichen.
Die Theologin fordert dazu auf, die Bibel unter dem Aspekt der Migration neu zu lesen. Auch wenn sich keine direkten politischen oder rechtlichen Handlungsempfehlungen daraus ableiten lassen, könnten Christen eine religiöse, migrantische Perspektive in die aktuellen Debatten um Migration und Asyl einbringen. Die biblische Überzeugung, dass die Erde keinem Menschen allein gehört und dass jeder Mensch einen Namen, ein Gesicht und eine Geschichte hat, sollte in diesen Diskussionen berücksichtigt werden.
Es ist wichtig, Migranten nicht als anonyme Ströme oder Fluten zu betrachten, sondern sie als individuelle Menschen mit eigenen Geschichten und Erfahrungen zu sehen. Die Bibel lehrt uns, jedem Menschen mit Respekt und Nächstenliebe zu begegnen, unabhängig von seiner Herkunft oder Staatsangehörigkeit.
Quelle: [https://www.domradio.de/glossar/bibel-lesen-bibel-verstehen](https://www.domradio.de/glossar/bibel-lesen-bibel-verstehen)