Rechtswissenschaftler Noah Feldman über die 10 Gebote, den christlichen Nationalismus und die jüdische Zukunft von Kirche und Staat.

„Kampf um die Zehn Gebote in öffentlichen Schulen in Louisiana: Eine verfassungsrechtliche Herausforderung“

Ein wichtiger rechtlicher Kampf zwischen Kirche und Staat entfaltet sich derzeit in Louisiana, nachdem Gouverneur Jeff Landry ein Gesetz unterzeichnet hat, das die Anzeige der Zehn Gebote in jedem öffentlichen Klassenzimmer im Bundesstaat vorschreibt. Neun Familien, darunter drei jüdische Familien, haben Klage eingereicht und argumentieren, dass das Gesetz verfassungswidrig ist.

Dieser Fall setzt einen wichtigen Test für die Trennung von Kirche und Staat, insbesondere da der Oberste Gerichtshof der USA gezeigt hat, dass er religiösen Aspekten im öffentlichen Leben viel freundlicher gegenübersteht als viele andere Gerichte in den letzten Jahren.

Während Landry und seine Unterstützer argumentieren, dass die Zehn Gebote nicht nur biblisch, sondern auch ein historisches Dokument sind, das das amerikanische Recht geprägt hat, sehen Gegner des Gesetzes darin einen Versuch, einen „christlichen Nationalismus“ zu fördern. Dieser Begriff bezieht sich auf eine politische Ideologie, die davon ausgeht, dass Amerika für europäische Christen geschaffen wurde und dass unsere Gesetze dieses Privileg widerspiegeln und perpetuieren müssen.

Der Fall eröffnet somit die Möglichkeit eines Konflikts zwischen Bürgerrechtsgruppen und Politikern, die diese „christliche Nationalismus“ fördern. Es wird interessant sein zu beobachten, wie das Gericht in Louisiana entscheidet und ob der Fall letztendlich vor dem Obersten Gerichtshof landet.

Um die verschiedenen Standpunkte zu verstehen, wurde der renommierte Rechtsexperte Noah Feldman interviewt, der nicht nur Professor an der Harvard University ist, sondern auch Autor eines neuen Buches über zeitgenössisches jüdisches Leben. Feldman betont, dass die Zehn Gebote in der jüdischen Tradition eine besondere Bedeutung haben, aber nicht als übergeordnetes Gesetz über den anderen Geboten betrachtet werden. In der jüdischen Theologie spielen sie eine wichtige Rolle, sind aber nicht so stark betont wie in der christlichen Tradition.

Der Fall in Louisiana ist also nicht nur ein juristisches, sondern auch ein kulturelles und religiöses Problem, das es zu berücksichtigen gilt. Es zeigt, wie tiefgreifend Fragen der Religionsfreiheit und des Verhältnisses von Kirche und Staat in der heutigen Gesellschaft verankert sind. Es wird spannend sein zu verfolgen, wie sich dieser Fall entwickelt und welche Auswirkungen er auf die weitere Debatte um diese Themen haben wird.

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