Eine konstruktive Diskussion über Queersein in der katholischen Kirche

Stadtdechant empfiehlt Schweigeexerzitien für die katholische Kirche: Dialog über Homosexualität im Kölner Domforum

„Einfach mal still sein. Aufhören mit der Beurteilung von Sexualität“. Unter diesem Motto empfiehlt Msgr. Robert Kleine der katholischen Kirche Schweigeexerzitien. Die Kirche habe in ihrer Sexualmoral lange auf einem hohen Ross gesessen, jedoch sei der Fall nun tief. Der Kölner Stadtdechant betont, dass Jesus gemäß der Bibel nicht im Schlafzimmer der Menschen war und plädiert für mehr Zurückhaltung in der Beurteilung von Sexualität.

Bei einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen der „Cologne Pride“ im Kölner Domforum kamen verschiedene Stimmen zum Thema Homosexualität in der katholischen Kirche zusammen. Stadtdechant Kleine lud als Moderatorin sogar eine Dragqueen ein, um die Vielfalt der Perspektiven zu zeigen. Die Veranstaltung verlief konstruktiv, obwohl es im Vorfeld zahlreiche kritische Stimmen und sogar Aufrufe zur Verbannung gab.

In Bezug auf die katholische Sexualmoral wurde diskutiert, ob Homosexualität als Sünde angesehen werde. Die Bibel dient oft als Grundlage für diese Debatte, jedoch betonten einige Besucher, dass es wichtig sei, die Texte im Kontext zu betrachten. Viele teilnehmende Priester des Kölner Priesterseminars zeigten Interesse am Dialog, jedoch blieb es Stadtdechant Kleine überlassen, die Position der katholischen Kirche zu verteidigen und mögliche Veränderungen anzudeuten.

Es wurde betont, dass die Kirche langsam, aber stetig in Richtung Veränderung gehe. Die Öffnung für Segnungen homosexueller Paare wurde als positives Zeichen genannt. Doch es wurde auch angemerkt, dass noch viel mehr getan werden müsse, um Vielfalt in der Kirche zu ermöglichen.

Der Abend endete mit dem Appell, dass es an den Gläubigen selbst liege, Veränderungen anzustoßen. Eine 95-jährige Schwester betonte die Verantwortung Einzelner, die Sache in die Hand zu nehmen. Am Ende des Abends sang die Dragqueen eine Hymne der LGBTQ+ Bewegung, bei der fast alle Anwesenden im Domforum mit einstimmten.

Insgesamt zeigte die Veranstaltung, dass es in der katholischen Kirche eine Diskussionsbereitschaft gibt und dass die Zeit für Veränderungen gekommen ist. Es bleibt abzuwarten, wie die Kirche mit diesen Herausforderungen umgehen wird und ob sich tatsächlich ein Türspalt geöffnet hat für eine modernere und tolerantere Sexualmoral.

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