„Es braucht einen langen Atem“ – Jesuitenpater spricht über den Einsatz der Kirche gegen Missbrauch
Der deutsche Jesuitenpater Hans Zollner hat in einem Interview mit katholisch.de betont, dass der Einsatz der Kirche gegen Missbrauch „einen langen Atem“ braucht. Fünf Jahre nach dem vatikanischen Kinderschutzgipfel sieht er zwar wichtige rechtliche Fortschritte, aber betont, dass sich die Praxis nicht unbedingt sofort und überall konsistent ändert.
Zollner erklärt, dass in der Kirche neben der Einführung neuer Gesetze vor allem ein Problem mit dem Nachhalten und Überprüfen bestehe. Es fehle an einer konsequenten Anwendung der Gesetze und der Aussprache von Sanktionen bei Nichtanwendung. Er betont, dass es auch eine neue Haltung zum Thema braucht, die noch nicht überall verstanden und angewandt wird.
Trotzdem sieht der Jesuit Anzeichen für eine allmähliche Mentalitätsveränderung in der Kirche. Immer mehr Verantwortliche begreifen weltweit die Relevanz des Themas Missbrauch. Dennoch reiche es nicht aus, das Thema in eine Stabsstelle abzuschieben. Es müsse ein Thema sein, über das man betet, diskutiert und gemeinsam mit den Betroffenen Wege sucht.
Besonders beunruhigt Zollner, dass es immer noch Ausbildungsprozesse für Priesterkandidaten und Ordensleute weltweit gibt, in denen nicht das umgesetzt wird, was von Rom vorgeschrieben ist. Auch hier fehle es an konsequenter Überprüfung und Sanktionierung.
Insgesamt betont Zollner die gemeinsame Verantwortung aller Getauften für eine sichere Gesellschaft und Kirche. Er zeigt sich zwar besorgt über die langsame Veränderung, aber auch optimistisch, dass ein Umdenken stattfindet und die Bedeutung des Themas mehr und mehr erkannt wird.
Es ist wichtig, dass die Kirche weiterhin für eine konsequente Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch eintritt. Der Einsatz gegen Missbrauch erfordert Ausdauer und einen langen Atem, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.