Bischof aus Äthiopien spricht über das Leiden in Tigray: „Es braucht Heilung und Frieden für die Menschen in meinem Bistum“
Tigray im Norden Äthiopiens wurde von 2020 bis 2022 von blutigen Kämpfen heimgesucht. Das Bistum Adigrat, das die gesamte Region umfasst, leidet auch zwei Jahre nach dem Krieg noch immer unter den verheerenden Folgen. In einem Interview mit dem Bischof der Eparchie Adigrat, Tesfaselassie Medhin, wird deutlich, wie groß das Leiden der Menschen in dieser Region immer noch ist.
Vor dem Krieg war Tigray eine dynamische Region, aber die Kämpfe haben das Leben der Menschen dort komplett zerstört. Mit dem Friedensvertrag von Pretoria wurden die aktiven Kämpfe zwar beendet, aber die Region lebt immer noch unter de facto Besatzung. Über eine Million Menschen wurden vertrieben, leben in Zeltstädten und leiden unter Hunger, Armut und Zerstörung.
Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass über 500 Schulen immer noch geschlossen sind, was zu erheblichen Bildungsdefiziten bei der Jugend führt. Die Pandemie hat die Situation noch verschärft, und viele junge Menschen sehen keine Perspektive mehr in ihrer Heimat, was sie dazu veranlasst, gefährliche Fluchtwege zu suchen.
Die größte Sorge von Bischof Medhin ist die Spaltung, die durch den Krieg entstanden ist. Er betont die Notwendigkeit von Heilung und Frieden und hebt die wichtige Rolle der Kirche im Wiederaufbau hervor. Die Kirche hat eine doppelte Mission, sowohl auf spiritueller Ebene als auch im Wiederaufbau physischer Strukturen.
Die äthiopisch-katholische Kirche, zu der Bischof Medhin gehört, mag in Äthiopien eine Minderheit sein, aber sie leistet einen bedeutenden Beitrag im sozialen Bereich, im interreligiösen Dialog und in der Politik. Die Kirche hat eine wichtige Rolle bei der Versöhnung der verfeindeten Volksgruppen nach dem Krieg.
Die Beziehung der äthiopisch-katholischen Kirche zu den orthodoxen Christen und anderen Glaubensgemeinschaften in Äthiopien ist gut, und es gibt gegenseitigen Respekt und Zusammenarbeit. Trotz ihrer Minderheit in der Region engagiert sich die Kirche für das Wohl aller Menschen, unabhängig von ihrer Konfession.
Insgesamt zeigt das Interview mit Bischof Medhin die schwierige Situation im Bistum Adigrat nach dem Krieg und die wichtige Rolle, die die Kirche im Wiederaufbau und der Versöhnung spielt. Es ist eine Erinnerung daran, dass trotz aller Schwierigkeiten und Unterschiede, unser gemeinsames Streben nach Frieden und Heilung uns alle verbindet.