Rechtsruck auch bei Frankreichs Katholiken: Europawahl bringt Überraschung

Der Rechtsruck in Frankreich betrifft nicht nur die politische Landschaft, sondern hat auch Auswirkungen auf die religiöse Gemeinschaft des Landes. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop haben bei der Europawahl am Sonntag 42 Prozent der praktizierenden Katholiken für den rechten Rand gestimmt. Dies ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zu vor fünf Jahren, als nur 18 Prozent der praktizierenden Katholiken diesen politischen Kurs unterstützten.

Interessanterweise zeigt die Umfrage auch, dass die katholische Lehre offenbar nur einen geringen Einfluss auf das Wahlverhalten der Gläubigen hat. Trotz klarer Botschaften der französischen Bischöfe entscheiden sich viele praktizierende Katholiken für Parteien des rechten Spektrums, darunter die rechtsextreme Partei Rassemblement National (RN) und die Liste Reconquete! von Marion Marechal.

Die christdemokratische Verbundenheit mit der Europäischen Union verliert an Dynamik, während auch Grüne und Linke Stimmen von praktizierenden Katholiken erhalten. Thematische Trennlinien wie Sicherheit, Identität und das Verhältnis zum Islam spielen eine Rolle bei der politischen Orientierung.

Die Reaktionen der Religionsvertreter auf das Wahlergebnis sind gemischt. Einige sind entsetzt über den Aufstieg der extremen Rechten, während andere optimistisch bleiben und an die innere Weisheit des Volkes appellieren. Die Möglichkeit einer Machtübernahme der Rechten wird als Bedrohung für die republikanischen Ideale von Toleranz und Nichtdiskriminierung gesehen.

Es ist klar, dass die politische Landschaft in Frankreich im Umbruch ist und die Instrumentalisierung von Identität und sozialen Problemen eine ernsthafte Herausforderung darstellt. Die Mobilisierung der Wähler, insbesondere unter den Muslimen, könnte entscheidend sein, um extremistischen Kräften entgegenzuwirken und die Einheit des Landes zu bewahren. Die religiösen Gemeinschaften haben eine wichtige Rolle zu spielen, um Extremismus und Spaltung zu bekämpfen und eine solidarische Gesellschaft zu fördern.

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