Betroffenensprecher beschuldigt Erzbistum Paderborn der Vertuschung

Sprecher der Missbrauchsbetroffenen wirft Erzdiözese Vertuschung vor: Pfarrer wegen Missbrauch verurteilt

In einem aktuellen Interview mit der Westfalenpost erhebt Reinhold Harnisch, der Sprecher der unabhängigen Vertretung von Missbrauchsbetroffenen im Erzbistum Paderborn, schwere Vorwürfe gegen die Erzdiözese. Der Fall des verurteilten Pfarrers und Missbrauchstäters N. sei seiner Ansicht nach systematisch vertuscht worden. Harnisch kritisiert, dass das Erzbistum keine eigenen Beiträge zur Aufarbeitung des Missbrauchs leiste und die Arbeit stattdessen unabhängigen Kommissionen und Betroffenenbeiräten überlasse. Zudem sei das Tempo zu langsam und der Personaleinsatz zu gering.

Positiv bewertet Harnisch jedoch, dass das Erzbistum den Fall nun öffentlich gemacht hat und betont, dass es keinen Täterschutz mehr geben dürfe. Der verstorbene Priester war zunächst im Bistum Aachen tätig und wurde dort wegen sexuellen Übergriffen an minderjährigen Jugendlichen zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Haftentlassung wurde er auf Bitte des Bistums Aachen in den Dienst des Erzbistums Paderborn gestellt.

Der Geistliche arbeitete in verschiedenen Gemeinden, ohne dass die jeweiligen Gemeindepfarrer über seine Vorgeschichte informiert wurden. Erst 1991 wurde er versetzt, nachdem Hinweise auf sexuelle Kontakte zu einem Jugendlichen aufgekommen waren. Bisher sind vier Fälle von Kindesmissbrauch aus seiner Zeit im Erzbistum Paderborn bekannt.

Das Erzbistum fordert mögliche weitere Betroffene oder Personen mit relevanten Informationen auf, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen oder der Interventionsstelle des Erzbistums zu melden. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Fall dazu beiträgt, dass in der katholischen Kirche eine offene und ehrliche Aufarbeitung von Missbrauchsfällen stattfindet und Opfer die Unterstützung und Gerechtigkeit erhalten, die sie verdienen.

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