Papstbotschafter im Baltikum: Kulturelle, religiöse und geopolitische Herausforderungen

Papstbotschafter im Baltikum – eine bedeutende Aufgabe

Der Posten des Papstbotschafters im Baltikum mag auf den ersten Blick nicht besonders aufregend klingen. Doch die Aufgabe birgt eine Vielzahl von kulturellen, religiösen und geopolitischen Herausforderungen. Papst Franziskus selbst kennt die drei baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen aus erster Hand, da er sie im September 2018 besucht hat.

Diese Länder sind seit 2004 Teil der NATO und der EU, nachdem sie bis 1990 Teil der Sowjetunion waren. Die Angst vor Russland und Belarus ist in diesen Ländern besonders groß, aufgrund der Jahrzehnte der sowjetischen Besetzung. Das Baltikum ist nur durch einen schmalen Landstreifen, den Suwalki-Korridor zwischen Belarus und der russischen Exklave Kaliningrad, mit dem Rest der EU verbunden.

Religiös gesehen unterscheiden sich die drei Länder stark voneinander. In Litauen, das etwa 2,85 Millionen Einwohner hat, sind rund 80 Prozent der Bevölkerung katholisch. In der Hauptstadt Vilnius wird der Erzbischof Gänswein als Nuntius residieren.

In Lettland, mit rund 1,9 Millionen Einwohnern, bekennen sich etwa 21 Prozent zur katholischen Kirche. Die evangelisch-lutherische Kirche ist dort am stärksten vertreten, gefolgt von der orthodoxen Kirche.

Estland, mit etwa 1,3 Millionen Einwohnern, hat nur rund 6.000 Katholiken. Die Mehrheit der estnischen Bevölkerung bezeichnet sich als konfessionslos, während der lutherische und orthodoxe Glaube ebenfalls Anhänger hat.

Die drei baltischen Länder verbindet nicht nur ihre Geschichte der Fremdherrschaft, sondern auch ihre Leidenschaft für Volkslieder, die ihre nationale Identität bewahrt haben. Mit ihrem Gesang haben die Balten sowohl die Nazi- als auch die Sowjet-Herrschaft überstanden.

Am 23. August 1989 bildeten etwa zwei Millionen Menschen die größte Menschenkette aller Zeiten, um für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen. Diese Einheit und Zusammenhalt sind bis heute spürbar und prägen die Beziehung zwischen Kirche und Staat in den baltischen Republiken.

Der Apostolische Nuntius, als Mittelsmann des Papstes sowohl bei der Ortskirche als auch bei staatlichen Autoritäten, spielt eine wichtige Rolle im Dialog zwischen Kirche und Staat und trägt zur Stärkung der Verbindung zwischen dem Heiligen Stuhl und den baltischen Ländern bei.

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