„Die Suche nach dem Erbe: Ein Gespräch mit Bettina Göring über ihre Familiengeschichte und ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem dunklen Erbe von Hermann Göring“
In einem Interview auf DOMRADIO.DE sprach Bettina Göring über ihre Kindheit, die Auseinandersetzung mit dem dunklen Erbe ihrer Familie und ihr Buch „Der gute Onkel“. Als Nachfahrin von Hermann Göring, einem führenden Nazi in der Zeit des Nationalsozialismus, hatte sie bereits früh mit den Schrecken und Traumata des Holocaust konfrontiert.
Als Kind erfuhr sie von ihrem Vater über die Fliegergeschichten, unter anderem auch von Hermann Göring, ohne dass dieser negativ dargestellt wurde. Der erste große Schock kam, als sie mit ihrem Bruder und ihrer Großmutter einen Dokumentarfilm über den Holocaust sah und ihre Großmutter die Gräueltaten leugnete.
Durch politisches Engagement, Hippiekultur und spirituelle Suche nahm Bettina Göring verschiedene Wege, um mit dem „verdammten deutschen Erbe“ umzugehen. Sie reflektierte über die Schuld und das Leid, das ihre Familie und das deutsche Volk verursacht hatten.
In späteren Jahren engagierte sie sich in Dokumentarfilmen, in denen sie sich mit den Nachkommen von Holocaust-Überlebenden traf und sogar in die Psyche ihres Großonkels Hermann Göring versetzte. Dies half ihr, sich mit dem Bösen auseinanderzusetzen und Frieden mit ihrer Vergangenheit zu finden.
Ihr Buch „Der gute Onkel“ ist ein weiterer Schritt in dieser Auseinandersetzung. In Zeiten des Rechtsrucks und des Erstarkens rechtsextremer Bewegungen sieht sie die Verantwortung, aus der Geschichte zu lernen und die Demokratie zu stärken. Sie spricht sich für mehr Zusammenhalt und gegen das Vergessen und Verdrängen aus.
Ein Appell von Nachkommen von Naziverbrechern, ähnlich wie der von Widerstandskämpfern gegen das NS-Regime, könnte ein wichtiger Schritt sein, um aus der Geschichte zu lernen und eine bessere Zukunft zu gestalten. Bettina Göring zeigt, dass es möglich ist, das Böse anzuschauen, sich damit auseinanderzusetzen und an einer positiven Veränderung mitzuwirken.