ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt: Warum keine vermehrten Kirchenaustritte trotz Skandal?
Die ForuM-Studie, die sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche untersucht hat, hat bisher nicht zu einem Anstieg der Kirchenaustritte geführt. Dies mag überraschend sein, aber der Religionssoziologe Detlef Pollack erklärt dies mit einem bereits bestehenden Vorschussvertrauen in die Kirche. Er warnt davor, dieses Vertrauen zu verspielen, und zieht die katholische Kirche als Negativbeispiel heran.
In großen protestantisch geprägten Städten wurden die Austrittszahlen stichprobenartig überprüft und es ergab sich, dass diese weitgehend gleich geblieben sind. Sogar Katholiken hätten laut Pollack mehr Vertrauen in die evangelische Kirche als in ihre eigene. Dies zeigt, dass das Ansehen der evangelischen Kirche im Vergleich zur katholischen noch relativ stabil ist.
Einige Städte verzeichnen sogar einen Rückgang der Austrittszahlen. Berlin, Hannover, Bielefeld und Stuttgart haben alle weniger Austritte im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Dies zeigt, dass trotz der Veröffentlichung der ForuM-Studie das Vertrauen in die evangelische Kirche bisher nicht erschüttert wurde.
Pollack vermutet, dass nach den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche viele Menschen kaum noch Erwartungen an die Kirchen hatten und somit auch nicht enttäuscht werden konnten. Dennoch warnt er davor, dass die evangelische Kirche das Vertrauen der Gläubigen nicht aufs Spiel setzen sollte, besonders im Umgang mit der ForuM-Studie.
Der Umgang der katholischen Kirche mit ihren eigenen Missbrauchsfällen dient als warnendes Beispiel. Sollte die evangelische Kirche nicht transparent und konsequent mit den Ergebnissen der Studie umgehen, könnte dies doch noch zu höheren Austrittszahlen führen. Es bleibt also abzuwarten, wie die Kirche in Zukunft mit dieser Herausforderung umgehen wird und ob sie das Vertrauen ihrer Mitglieder aufrechterhalten kann.