Alles, was du über die Kirchensteuer wissen musst: Eine Übersicht
Die Kirchensteuer ist in Deutschland eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder an ihre Religionsgemeinschaft. Sie beträgt in der Regel neun Prozent der Lohn- oder Einkommensteuer, in einigen Bundesländern jedoch auch acht Prozent. Die Kirchensteuer wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergeleitet, wobei der Staat etwa drei Prozent des Steueraufkommens dafür einbehält.
Die Einführung der Kirchensteuer in ihrer heutigen Form erfolgte im Jahr 1919 und sichert die finanzielle Unabhängigkeit der Kirche vom Staat. Zuvor wurde die Kirche weitgehend durch staatliche Gelder finanziert. Mit den Einnahmen aus der Kirchensteuer finanzieren die Kirchen hauptsächlich ihre laufenden Kosten, wie zum Beispiel Personalkosten, Kindergärten, Schulen und soziale Einrichtungen.
Das Recht, Kirchensteuer zu erheben, steht allen Religionsgemeinschaften offen, die Körperschaften öffentlichen Rechts sind. Neben den beiden großen christlichen Kirchen gibt es auch jüdische Gemeinden, alt-katholische Bistümer und freireligiöse Gemeinden, die Kirchensteuer erheben dürfen.
Trotz der vielen Kirchenaustritte in den letzten Jahren haben die katholische und evangelische Kirche in Deutschland immer noch hohe Einnahmen aus der Kirchensteuer. Allerdings prognostizieren Fachleute, dass diese Einnahmen in Zukunft aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und der älter werdenden Mitgliedschaft weiter zurückgehen werden.
In Deutschland zahlen nur etwa die Hälfte der Mitglieder der beiden großen Kirchen Kirchensteuer. Kinder, Jugendliche ohne Einkommen, Menschen mit geringen Renten und Arbeitslose zahlen in der Regel keine Kirchensteuer. Die Verwaltung der Kirchensteuer erfolgt zentral durch die Bistümer, um eine gerechte Verteilung der Mittel auf alle Gemeinden sicherzustellen.
Internationale Alternativen zur Kirchensteuer bestehen unter anderem in Spenden- und Kollektensystemen in Ländern wie den USA, Frankreich, Portugal und den Niederlanden. Andere Länder wie Österreich, die Schweiz, Schweden, Finnland und Dänemark haben ähnliche Kirchensteuersysteme wie Deutschland.
Die Kirchensteuer bleibt also ein wichtiger Finanzierungsmechanismus für die Kirchen in Deutschland, auch wenn sich ihre Einnahmen aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen und demografischer Entwicklungen in Zukunft voraussichtlich verringern werden.