Johannes Brahms: Der hoffnungsvolle Blick eines Komponisten
Johannes Brahms, ein evangelischer Christ, war ein hoffnungsvoller Mensch, der sich von den Gedichten Hölderlins inspirieren ließ und sie gekonnt vertonte. Obwohl er die Textvorlagen schätzte, fremdelte er mit der Ausweglosigkeit, die Hölderlin in seinen Werken darstellte.
In Hölderlins Gedicht „Schicksalslied“ beschreibt der Dichter die Welt der Menschen als leidend und hoffnungslos, während die Götterwelt als strahlend und klar dargestellt wird. Brahms, der an die Hoffnung glaubte, wollte sich dieser pessimistischen Sichtweise nicht anschließen.
In einem Brief äußerte sich Brahms dazu und betonte, dass er der Meinung sei, dass der Dichter nicht alles gesagt habe, und dass es besser gewesen wäre, wenn die Hoffnung die Hauptsache gewesen wäre. Für ihn war die Hoffnung, durch den Glauben Teil an göttlichem Frieden zu haben, entscheidend.
Brahms komponierte das Schicksalslied mit einem Orchesternachspiel, das Parallelen zur Musik der strahlenden Götterwelt aufweist. Nach der düsteren Menschenstrophe erklingt also ähnliche Musik wie zuvor bei der Beschreibung der Götter, was darauf hindeutet, dass der Mensch vielleicht doch nicht so erbärmlich ist, wie es Hölderlin formuliert.
Obwohl Brahms mit dieser Version des Schicksalsliedes haderte und überlegte, den schweigenden Chor einzusetzen, entschied er sich letztendlich dafür, die optimistische Fassung beizubehalten. Der positive Schluss erinnert an den Abschluss seiner Vertonung des „Deutschen Requiems“.
Letztendlich zeigt Brahms‘ Vertonung des Schicksalsliedes seinen Glauben an die Hoffnung und die Möglichkeit, durch den Glauben Teil an etwas Größerem zu haben. Seine Interpretation des Gedichts mag von Hölderlins Intention abweichen, aber sie verdeutlicht seine eigene Sichtweise und seinen Optimismus.