Sozialethiker mahnt: Kirchen sollen soziale Aspekte bei Immobilienstrategien stärker berücksichtigen
In seinem jüngsten Statement fordert der renommierte Sozialethiker Martin Schneider die Kirchen dazu auf, bei ihren Immobilienstrategien stärker soziale Aspekte zu berücksichtigen. Diese Aufforderung gründet sich laut Schneider auf dem Grundgesetz, insbesondere auf Artikel 14, der die Sozialpflichtigkeit des Eigentums betont. Dieser besagt, dass Eigentum verpflichtet und zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen soll.
Darüber hinaus verweist Schneider darauf, dass sich die evangelische und die katholische Kirche bereits im gemeinsamen Sozialwort von 1997 dazu verpflichtet haben, Grundstücke für öffentliche und soziale Zwecke zur Verfügung zu stellen. Dies sollte vor allem im Bereich des sozialen Wohnungsbaus geschehen. Trotz dieser Vereinbarung seien sozialethische Aspekte in kirchlichen Immobilienstrategien bisher nur ansatzweise berücksichtigt worden, bemängelt der Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialethik an der Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Um ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden, schlägt Schneider vor, dass Kirchen ihre Immobilien, wie Pfarrhäuser und Wohnungen, für soziale Zwecke nutzen und beispielsweise Wohngemeinschaften von Studierenden, Auszubildenden oder Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Durch eine neue, vernetzte kirchliche Praxis könnten Kirchen gemeinsam mit karitativen Verbänden, Kommunen und Genossenschaften effektive Kooperationen eingehen.
Des Weiteren betont Schneider die Notwendigkeit, dass Kirchen ihre Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen ernsthaft wahrnehmen müssen. Bei der Verwertung oder Umnutzung von Gebäuden sollte die Klimaneutralität als Ziel berücksichtigt werden. Nur durch gesellschaftlich verantwortliches Handeln könnten die Kirchen ihre Glaubwürdigkeit in Bezug auf ihre Immobilienstrategie bewahren.
Zum Abschluss seiner Ausführungen äußerte sich Schneider auch beim ökumenischen Dialogforum der Kirchen in der Region Stuttgart über den Umgang der Kirchen mit ihren Immobilien. Seine Worte dienen als wichtiger Appell, die soziale Verpflichtung bei Immobilienentscheidungen nicht aus den Augen zu verlieren. Es ist an der Zeit, dass die Kirchen ihre Immobilienstrategien überdenken und verstärkt auf soziale Aspekte und zukunftsorientierte Nachhaltigkeit setzen.