Erzbischof Edgar Pena Parra muss im Vatikan-Prozess vor Gericht aussagen: Hochrangiger Kurienmitarbeiter belastet bei Londoner Immobilien-Geschäften
Erzbischof Edgar Pena Parra, der als „Substitut“ im Staatssekretariat die Nummer drei im Vatikan ist, wird in den Zeugenstand gerufen. Dies ist eine äußerst seltene Situation, da ein so hochrangiger Kurienmitarbeiter normalerweise nicht vor einem ausländischen Gericht aussagt.
Der Prozess am Royal Court of Justice, der seit dem 24. Juni läuft, dreht sich um Geschäfte mit einer Luxus-Immobilie in London, bei denen der Vatikan einen dreistelligen Millionenbetrag verloren hat. Ein Gerichtsverfahren im Vatikan hatte bereits zu einer Verurteilung des Finanzberaters Raffaele Mincione wegen Geldwäsche, Veruntreuung und Korruption geführt.
Der aktuelle Prozess wurde durch eine Zivilklage von Mincione ausgelöst, der behauptet, dass er bei dem Handel mit dem Gebäude in gutem Glauben gehandelt habe. Die Vatikan-Justiz hingegen wirft ihm unlautere Bereicherungsabsichten vor und hatte ihn deswegen verurteilt.
Erzbischof Pena Parra wird nun in drei Anhörungen am 4., 5. und 8. Juli aussagen und über seine Kenntnisse zu den Finanzoperationen berichten. Er hatte im Oktober 2018 die Amtsgeschäfte von Kardinal Becciu übernommen und gab an, dass er keinerlei Übergabe erhalten habe und erst nach und nach die Hintergründe des Londoner Immobiliendeals erfahren habe.
Die Anwälte des Staatssekretariats betonen, dass Pena Parra nur über ein begrenztes Wissen über die Vergangenheit verfügt, da er erst spät in die Angelegenheit involviert wurde. Daher stützt sich das Staatssekretariat in diesem Prozess auf dokumentarische Beweise und Fragen, die Mincione und anderen im Kreuzverhör gestellt werden müssen.
Es bleibt abzuwarten, welche neuen Erkenntnisse die Aussagen von Erzbischof Pena Parra im Prozess bringen werden und wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Es handelt sich definitiv um eine ungewöhnliche und brisante Angelegenheit, die das Bild des Vatikans und seiner Finanzgeschäfte beeinflussen könnte.