Weiter steigende Zahl von Missbrauchsfällen in der römisch-katholischen Kirche: Bilanz nach Schweizer Pilotstudie
Sexueller Missbrauch innerhalb der römisch-katholischen Kirche: Neue Zahlen und Entwicklungen
Im vergangenen Jahr wurde eine Schweizer Pilotstudie veröffentlicht, die 1002 Missbrauchsfälle in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche seit 1950 identifizierte. Sechs Monate später haben sich die Zahlen weiter erhöht, mit insgesamt zwischen 120 und 130 Betroffenen, die sich bei den Bistümern gemeldet haben. Diese Zahl ist im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen, was auf die Veröffentlichung der Pilotstudie zurückgeführt werden kann.
Besonders auffällig ist, dass der Großteil der neuen Meldungen aus dem Bistum Basel stammt. Dort gingen insgesamt 92 Meldungen ein, wobei die meisten Fälle lange zurückliegen. Die Bistumsleitung berichtet, dass 58 der Meldungen mutmaßliche sexuelle Handlungen mit Kindern betreffen, wovon zwei Fälle sogar ins 21. Jahrhundert reichen.
Eine weitere brisante Entwicklung betrifft Bischof Felix Gmür, der eine Abmahnung vom Vatikan erhalten hat. Der Vorwurf bezieht sich auf einen mutmaßlichen sexuellen Übergriff eines Aushilfspriesters gegenüber einer minderjährigen Person. Die Abmahnung basiert auf zwei Verfahrensfehlern, die Bischof Gmür begangen hat. Trotzdem betont das Dikasterium für die Bischöfe, dass es keine Anzeichen für Vertuschung oder mangelnden Respekt gegenüber der mutmaßlichen Betroffenen gibt.
Aus den insgesamt 92 Meldungen gehen weitere bedenkliche Fakten hervor. 32 der beschuldigten Personen waren zum Zeitpunkt des Delikts als Weltpriester oder Diakone tätig, während 13 einem Orden angehörten. Die meisten Meldungen sind aufgrund von Verjährung oder Verwirkung nicht mehr strafrechtlich verfolgbar. Mehr als die Hälfte der beschuldigten Personen waren bereits verstorben, als die Meldung erfolgte.
Trotz der traurigen Realität der Missbrauchsfälle hebt der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain hervor, dass jeder Fall ernst genommen wird und Anzeigen bei der Polizei oder den Strafverfolgungsbehörden erstattet werden. Die Entschädigung von Missbrauchsbetroffenen spielt ebenfalls eine Rolle, denn seit der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie im September 2023 wurden über 400’000 Franken an 43 Betroffene ausbezahlt.
Die aktuellen Zahlen und Entwicklungen in Bezug auf sexuellen Missbrauch innerhalb der römisch-katholischen Kirche zeigen, dass trotz vergangener Vorfälle und Versäumnisse, eine dringende Notwendigkeit besteht, solche Fälle aufzudecken, anzuerkennen und angemessen zu handeln, um das Vertrauen der Gläubigen wieder aufzubauen und die Opfer zu unterstützen.