60 Jahre katholische Kirche im Wandel – Ein Gespräch mit Pfarrer Müller
In den letzten 60 Jahren hat die katholische Kirche viele Veränderungen durchgemacht. Von all diesen Veränderungen war das Zweite Vatikanische Konzil, das von 1962 bis 1965 stattfand, wohl eines der prägendsten Ereignisse. Pfarrer Müller, der von 1973 bis 1999 in Spaichingen tätig war, erinnert sich gut an diese Zeit des Aufbruchs und der Hoffnung.
Allerdings hat sich in den Jahrzehnten seit dem Konzil auch viel verändert, sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft. Die Abkehr vieler Menschen von der Kirche und vom Glauben bereitet Pfarrer Müller Sorge. Besonders schmerzhaft ist für ihn, dass viele ethisch orientierte Menschen die Kirche verlassen, nicht weil sie den Glauben verloren haben, sondern weil sie mit bestimmten Entwicklungen in der katholischen Kirche nicht einverstanden sind.
Dennoch bleibt Pfarrer Müller voller Hoffnung, dass die Botschaft des Evangeliums auch weiterhin hilfreich für viele Menschen sein wird. Er engagiert sich auch im Ruhestand weiterhin in der Kirche und führt regelmäßig Gottesdienste und Glaubensgespräche durch.
Auf die Frage, ob die Weihe von Frauen zu Priesterinnen die Kirche erneuern würde, äußert Pfarrer Müller Zweifel. Er ist der Meinung, dass die evangelische Schwesterkirche, in der Frauen schon lange priesterliche Ämter ausüben können, ebenfalls mit Herausforderungen zu kämpfen hat.
In einer zunehmend säkularisierten Welt sieht Pfarrer Müller gläubige Muslime nicht als Gegner, sondern als potenzielle Gesprächspartner und Verbündete. Er betont die Nähe zu allen gläubigen Menschen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit.
Trotz der Veränderungen und Herausforderungen in den letzten Jahrzehnten hält Pfarrer Müller weiterhin Kontakt zu Spaichingen, seiner ehemaligen Gemeinde. Er feiert sein Priesterjubiläum mit einem Gottesdienst in der St. Gallus-Kirche in Wurmlingen und wird auch in Spaichingen geehrt.
Pfarrer Müller bleibt optimistisch und hofft, dass die Botschaft des Evangeliums auch in Zukunft viele Menschen ansprechen und ihnen Hilfe und Orientierung bieten wird.