Esskultur in der westlichen Welt: Unterschiede zwischen protestantisch und katholisch geprägten Ländern

Essen ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch Ausdruck von Kultur und Gesellschaft. Die Art und Weise, wie wir essen, kann viel über unsere kulturelle Prägung und unseren sozialen Hintergrund aussagen. Der französische Soziologe Claude Fischler hat dies genauer untersucht und festgestellt, dass es Unterschiede in der Einstellung zum Essen zwischen protestantisch und katholisch geprägten Ländern gibt.

In protestantisch geprägten Ländern wie den USA und Großbritannien liegt der Fokus oft auf einem individuellen Ernährungsplan. Die Erfüllung dieses Plans hat absolute Priorität, und es wird viel Wert auf Nährstoffe gelegt. Viele Menschen in diesen Ländern nehmen Nahrungsergänzungsmittel ein und achten genau darauf, was sie essen.

Dagegen zeigen katholisch geprägte Länder wie Italien und Frankreich eine kommensalistische Haltung zum Essen. Hier stehen Teilen, Genuss und Tradition im Vordergrund, und Nahrungsergänzungsmittel spielen eine geringere Rolle. In Frankreich beispielsweise gibt es strikte Tischzeiten und weniger Menschen, die den ganzen Tag über snacken. Es herrscht eine soziale Kontrolle am Tisch, und das gemeinsame Essen stärkt die Gruppe.

Fischler weist darauf hin, dass Länder, die weniger Zeit am Tisch verbringen, oft eine höhere Rate an Übergewichtigen haben. Das gemeinsame Essen lehrt uns Rücksichtnahme und fördert das Miteinander. Doch heutzutage ist Essen oft komplizierter geworden, mit verschiedenen Diäten und Ernährungstrends. Es geht oft nur noch um das individuelle „Ich“ und weniger um das gemeinsame „Wir“.

Es ist wichtig, sich dieser kulturellen Unterschiede bewusst zu sein und zu verstehen, wie sie unsere Einstellung zum Essen und unsere Essgewohnheiten beeinflussen. Denn Essen verbindet nicht nur Menschen, sondern spiegelt auch die Werte und Normen einer Gesellschaft wider.

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