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Aufarbeitung von Missbrauch in der evangelischen und katholischen Kirche: Unterschiede und Hintergründe

Die katholische und evangelische Kirche in Deutschland stehen beide vor der Herausforderung, den Missbrauch in ihren Reihen aufzuarbeiten und Maßnahmen zur Prävention zu ergreifen. In einer Veranstaltung der Münchener Domberg-Akademie wurden kritische Stimmen laut, die sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche in Bezug auf die Bewältigung von sexualisierter Gewalt unter die Lupe nahmen.

Die ForuM-Studie zur evangelischen Kirche hat gezeigt, dass auch in dieser Kirche Fälle von Missbrauch vorhanden sind und dass der Prozess der Aufarbeitung noch in den Anfängen steckt. Im Vergleich zur katholischen Kirche, die bereits Maßnahmen ergriffen hat, um Missbrauchsfälle zu untersuchen und aufzuarbeiten, gibt es in der evangelischen Kirche noch Nachholbedarf.

Der Historiker Thomas Großbölting machte deutlich, dass die Mechanismen von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt in beiden Kirchen ähnlich zu sein scheinen. Die sogenannte „Pastoralmacht“ der Geistlichen spielt eine entscheidende Rolle. In der evangelischen Kirche erschwert vor allem die Machtverleugnung und die fehlende Differenzierung von Privatleben und öffentlichem Wirken das Erkennen von Grenzüberschreitungen.

Es ist wichtig, dass beide Kirchen systemische Ursachen für Missbrauch erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Landesbischof Christian Kopp von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns betonte die Bedeutung der Betroffenenperspektive und kündigte einheitliche Standards auf Ebene der Evangelischen Kirche in Deutschland an. Es sollen spezielle Schutzkonzepte erarbeitet werden und Unterstützungsangebote für Betroffene verbessert werden.

Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und die Prävention von sexualisierter Gewalt sind komplexe Herausforderungen für beide Kirchen. Es ist ermutigend zu sehen, dass die Verantwortlichen sich der Problematik stellen und Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit und Integrität aller Mitglieder zu gewährleisten.

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