Vorreiterinnen oder Lückenfüller? Frauen, die Beerdigungen leiten

Frauen im Auftrag der Kirche: Neue Möglichkeiten für katholische Beerdigungen

Immer weniger junge Männer in Deutschland wollen katholischer Priester werden, Frauen ist das Kirchenamt weiterhin untersagt. Doch die zahlreichen Aufgaben in den Pfarrgemeinden werden nicht weniger. Die Bistümer reagieren – nicht mehr bei jeder Beerdigung muss ein Pfarrer dabei sein. In vielen katholischen Gemeinden können inzwischen auch Frauen im Auftrag der Kirche die Angehörigen Verstorbener bei dem letzten Geleit begleiten und die Trauerfeier leiten. Frauen wie Luisa Maurer aus Saarbrücken.

Die 28-jährige Pastoralreferentin und Rundfunkbeauftragte der katholischen Kirche in der saarländischen Landeshauptstadt arbeitet als Begräbnisleiterin und gestaltet katholische Beerdigungen. Wie an diesem verregneten Wochentag im Mai: Rund 50 Trauergäste sind zur Beerdigung in der Sankt Josef Kirche in Seibersbach zusammengekommen. Den Trauergottesdienst hält Maurer in liturgischer Kleidung.

Gebete, Zitate aus der Bibel und Gesang, all das wird von Maurer geleitet. Sie spricht mit Blick auf die Herausforderungen, welche die mit mehr als 80 Jahren Verstorbene in ihrem Leben meisterte, von der Bedeutung der Auferstehung: „Sie war ein echtes Stehaufmännchen“, erinnert die Pastoralreferentin in der hellen Dorfkirche mit der holzverkleideten Decke.

„Wünsche prägen Gottesdienst“

„Einen Wortgottesdienst gestalte ich immer nach den jeweiligen Wünschen der Trauergemeinden aus“, berichtet Maurer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dafür stellt sie sich den Hinterbliebenen etwa eine Woche vor der Beerdigung vor. Die Reaktionen darauf, dass sie als Frau diesen Dienst leiste, seien positiv. Sie gibt den Menschen Halt in ihrer Trauer.

Seit rund zwei Jahren ist die Theologin bei Beerdigungen im Einsatz; etwa 50 hat sie in dieser Zeit bereits gestaltet. „Ich mache das gerne“, unterstreicht Maurer. Im Rahmen ihrer Ausbildung zur Pastoralreferentin wurde sie durch das Bistum für diese Aufgabe vorbereitet. Es sei für die Kirche eine Kernkompetenz, den Menschen Hoffnung zu geben. „Der Tod ist eine Form der Lebenswende“, sagt Maurer, die in Saarbrücken, Rom und Trier studierte.

Hauptamtliche Kirchen-Frauen im Beerdigungsdienst sind mittlerweile im Bistum Trier etabliert, auch ehrenamtliche Frauen sind willkommen. Maurer erlebt diese Öffnung. „Es wird gesehen, dass Charisma und Einfühlungsvermögen, die es für diesen Dienst braucht, nicht an die Priesterweihe gebunden sind.“

Das Bistum Trier ist mit seinem Ansatz nicht alleine. So vermeldet zum Beispiel das Bistum Limburg im Frühjahr, dass erstmals in einem elfmonatigen Kurs des Bistums elf Frauen zu Trauerbegleiterinnen und Begräbnisleiterinnen ausgebildet wurden. Sie können nun in der Trauerbegleitung oder im Bestattungsdienst aktiv sein. Frauen wie Luisa Maurer werden damit zu einer neuen Normalität bei katholischen Beerdigungen.

Auch das Bistum Speyer, das im Mai Gastgeber für rund 250 angehende katholische Priester aus Deutschland war, ermöglicht ab November die neue Ausbildung zur ehrenamtlichen Begräbnisfeier-Leitung. Kerstin Fleischer, Referentin für Hospiz- und Trauerseelsorge im Bistum Speyer, teilt im April mit: „Wir haben hier im Bistum Speyer einen wunderbaren Schatz an Menschen mit Charisma und Begabung, und freuen uns sehr, dass diese durch die Ausbildung der Kirche ihr Gesicht geben können.“ An einem ersten Informationsabend nahmen zwölf Interessenten teil, einige Bewerbungen seien bereits auf dem Weg.

Tote zu begraben gehört zu den sieben Werken der christlichen Barmherzigkeit. Das Kirchenrecht sieht vor, dass in der Regel Priester und Diakone die Leitung einer Begräbnisfeier wahrnehmen. Wenn der Priester die Beerdigung leitet, dann hält er einen Trauergottesdienst mit einer Eucharistiefeier, es sei denn, die Hinterbliebenen bevorzugen eine Wort-Gottes-Feier. Diese kann auch von eigens beauftragten Laien wahrgenommen werden.

Die traditionelle katholische Beerdigung besteht aus einem Gottesdienst und einer anschließenden Erdbestattung auf dem Friedhof. Die Trauer- und Bestattungskultur hat sich aber in den vergangenen Jahren stark verändert. Mittlerweile wird oft statt einer Messe eine Wort-Gottes-Feier abgehalten. Weil viele Menschen nicht im Sarg beerdigt werden wollen, wählen sie eine Urnenbestattung auf dem Friedhof oder einem Friedwald aus. Die katholische Kirche erlaubt Bestattungen in einem Friedwald, wenn diese nicht anonym erfolgen.

Neben Gemeinde- und Pastoralreferenten werden in verschiedenen Bistümern zunehmend Ehrenamtliche dazu eingeladen, sich für die Aufgabe des Begräbnisdiensts ausbilden zu lassen. Ehrenamtliche, die sich in der Trauerbegleitung oder im Begräbnisdienst engagieren wollen, müssen getauft und gefirmt sein. Sie durchlaufen eine Ausbildung, bevor sie für diesen Dienst beauftragt werden. Auf Antrag der Deutschen Bischofskonferenz erlaubte der Vatikan den deutschen Bischöfen im Jahr 1973, im Falle einer pastoralen Notwendigkeit Laien mit dem Begräbnisdienst zu beauftragen. Im deutschen Sprachraum ist daraus ein regulärer Dienst geworden.

Es ist erfreulich zu sehen, dass die katholische Kirche angesichts des Priestermangels neue Wege geht und Frauen wie Luisa Maurer die Möglichkeit gibt, wichtige Aufgaben im kirchlichen Bereich zu übernehmen. Die ausgebildeten Begräbnisleiterinnen und Trauerbegleiterinnen leisten einen wertvollen Beitrag für die Gemeinden und die Menschen in ihrer Trauer. Es ist ein Zeichen der Zeit, dass auch Frauen in der katholischen Kirche immer mehr Verantwortung übernehmen dürfen.

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