Warum widersetzt sich die Piusbruderschaft den bischöflichen Verboten?

Warum die Piusbrüder so wenig auf ein bischöfliches Verbot geben – Einblicke und Risiken

Die Piusbrüder – auch bekannt als die Priesterbruderschaft St. Pius X. – haben in der katholischen Kirche eine kontroverse Stellung. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel auf DOMRADIO.DE wurde ihr Verhalten gegenüber bischöflichen Verboten thematisiert. Die Piusbrüder reagierten gelangweilt auf das Verbot durch den Bischof von Regensburg und bezeichneten das Verbot als üblich, da ihnen angeblich bei jeder Priesterweihe ein solches Verbot erteilt wird. Aber warum nehmen die Piusbrüder so wenig Rücksicht auf bischöfliche Anordnungen?

Dr. Thomas Schmidinger, Buchautor, Politikwissenschaftler und Kulturanthropologe, liefert eine interessante Einschätzung. Er erklärt, dass die Piusbrüder der Ansicht sind, dass die katholische Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ihren traditionellen Lehren den Rücken gekehrt hat. Sie versuchen daher, die Kirche von innen heraus zu verändern und wieder auf den „rechten Pfad“ zu bringen. Dabei erkennen sie zwar den Papst als Oberhaupt der Kirche an, ignorieren jedoch seine Anweisungen und handeln eigenständig. Diese Haltung, genannt „Recognize and Resist“, zeigt ihren Wunsch, die Kirche nach ihren Vorstellungen zu beeinflussen.

Die Piusbrüder sehen sich also nicht als Bedrohung für die demokratische Ordnung oder die katholische Kirche im gegenwärtigen Kontext. Allerdings verfolgen sie eine langfristige Strategie, um die Kirche in ihrem Sinne zu verändern. Durch ihre strikte Organisation und ihre Bemühungen, den Klerus und die Hierarchie der Kirche zu infiltrieren, könnten sie langfristig an Einfluss gewinnen, insbesondere wenn der liberale Teil der Kirche schrumpft.

Ein möglicher Risikofaktor liegt laut Schmidinger in der Erziehung der Kinder und Jugendlichen in Piusbrüder-Familien. Durch Abschottung und Indoktrination versuchen die Piusbrüder eine Parallelgesellschaft aufzubauen, die jungen Menschen bestimmte Lebensmöglichkeiten verwehrt. Dies könnte langfristig zu weiteren Problemen führen, insbesondere wenn die Piusbrüder ihre Ziele in Bezug auf die Kirche und die Gesellschaft erreichen würden.

Insgesamt hebt Schmidinger hervor, dass die Piusbrüder noch keine unmittelbare Bedrohung darstellen, jedoch langfristig an Einfluss gewinnen könnten, wenn die aktuellen Trends anhalten. Die Beziehung zwischen traditionellen katholischen Strömungen und der politischen Rechten, insbesondere in Ländern wie Frankreich, zeigt deutliche Berührungspunkte. Es ist entscheidend, diese Entwicklungen genau zu beobachten und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um die Vielfalt und Offenheit der katholischen Kirche zu bewahren.

Die Frage nach einer möglichen Re-Integration der Piusbrüder in die katholische Kirche bleibt vorerst offen. Angesichts der fundamentalen Unterschiede in Weltanschauung und Glauben zwischen den Piusbrüdern und dem gegenwärtigen Papst scheint eine vollständige Integration jedoch unwahrscheinlich. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in der katholischen Kirche und der Gesellschaft insgesamt entwickeln wird.

Insgesamt ist die Thematik um die Piusbrüder komplex und wirft viele Fragen auf, die weiterhin diskutiert werden müssen. Es ist wichtig, die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen und sich über die verschiedenen Strömungen und Positionen in der katholischen Kirche zu informieren.

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